3 mal 10 Thesen

Ich muss zugegeben, dass ich keine konkrete Vision einer Bildung der Zukunft habe. Für mich war Bildung immer eher privat und ich habe das studiert, was ich in meiner Freizeit gerne mache: über Fragen nachdenken. Wenn ich über die Bildung der Zukunft nachdenke soll, muss ich deswegen erstmal festhalten, dass ich bei Revolution skeptisch bin. Bildung wird doch eigentlich schon seit ihrem Bestehen reformiert, das heißt, eigentlich ist Reform der Normalzustand. Der Narrativ der gesteigerten Reform, das heißt die Revolution erscheint mir oftmals die ehrliche Arbeit vieler Lehrer und Lehrerinnen abzuerkennen. Lehrer und Lehrerinnen verändern aktiv Bildung. Bei Revolutionen besteht dann auch die Gefahr, dass wir die gute Bildung in Deutschland, das heißt auch gute Lehrerinnen in Deutschland verlieren.

Obwohl ich dies anerkenne, stören mich seit sehr langer Zeit zwei Dinge. Meine erste Beobachtung ist, dass wir Mathematik in Deutschland vernachlässigen. Vielleicht sind wir nicht schlechter geworden, aber andere bevölkerungsstarke Länder sind besser geworden. Mathematik verbessert zudem die generelle Intelligenz und obzwar diese nicht alles im Leben ist, ist sie doch in der Bildung nicht zu vernachlässigen. Ich bin Philosoph und unterrichte gerade Britische Literature. Ich weiß sehr wohl um die Einflüsse der Literatur und auch um die ’schönen Künste‘. Dennoch aber glaube ich, dass diese ohne eine gute Fundierung in der generellen Intelligenz an Wert einbüßen und zwar dramatisch.  Viel zu oft wird die Mathematik als Gegenspieler der schönen Künste verstanden, was ich verhängnisvoll finde. Dieses führt womöglich dazu, dass viele in unserer Gesellschaft, die Schönheit der Mathematik selbst nicht erkennen können und sich selbst zuschreiben eben mathematisch nicht begabt zu sein. Da diese Menschen dann oftmals gegen die Mathematik argumentieren, verpassen wir Bildungschancen. Ich glaube tatsächlich, dass wer sich mathematisch bildet auch gleichzeitig seine Bildung in anderen Bereichen intensiviert (zumindest ist das ein sehr platonisches Verständnis von Bildung).

Aus meiner internationalen Erfahrung weiß ich auch, welche Kraft in der universelleren Sprache der Musik steckt. Ich habe selbst in Kirchen in den USA Klavier gespielt, Ensembles begleitet, auf Hochzeiten und Banquets gespielt. Das Instrument hat mir eine universelle Kommunikation ermöglicht und mich mit anderen Menschen tief verbunden. Als ich in China eine Gaststunde vor Grundschülern gegeben habe (wir haben zusammen „Freude schöner Götterfunken“ von Beethoven gesungen), kannten alle Grundschüler den Namen von Beethoven. Ich zeigte ihnen sein Bild. Musik ist eine universale Sprache und es ist tragisch, dass wir Deutschen und Österreich diese reichhaltige Sprache besitzen, aber viele kein Instrument in ihrer Kindheit lernen. Beethoven und Mozart sind Exportschlager und andere Kulturen erkennen uns dafür an, weil diese Musik tiefe Wahrheiten enthält. Zudem führt auch das Erlernen eines Musikinstruments zu verbesserten kognitiven Leistungen und im Gegensatz zur Mathematik wirkt sich dies auch auf die emotionale Intelligenz direkt aus.

Ich bin selbst nicht gerne zur Schule gegangen, bin sitzen geblieben (erst später habe ich mein Studium mit Auszeichnung bestanden und habe an der weltbesten Universität für Philosophie studiert). Schule war vor allem oberflächlich. Obwohl ich mittlerweile recht hochwertig Musik betreibe, habe ich zum Beispiel Musik in der sechsten Klasse nicht verstanden. Ich hatte eine 5, weil ich nicht wusste, was diese Noten sollten (mittlerweile kann ich sehr gut Blattspielen, Noten sind kein Problem). Schule verlangt auf der einen Seite zu viel von uns (viele Fächer) und auf der anderen Seite zu wenig (die Fächer werden oberflächlich, weil man nur eine Sitzung pro Woche hat). Meine Hauptidee ist daher, dass wir die Schule auf Kernkompetenzen reduzieren sollten und damit Freiraum für eigenständige Bildung schaffen. Generell denke ich, dass Schule freier werden muss, ohne dass wir dabei die Grundmauern unserer gegenwärtigen Bildung einreißen.

Hier sind 10 Thesen, die natürlich diskutiert werden können. Wie gesagt es handelt sich um Thesen, die vielleicht nicht umsetzbar sind.

  1. Bildung muss freier werden, gleichzeitig aber dürfen wir nicht die flächendeckende Grundausbildung verlieren. Anstatt noch mehr Fächer in die Schule einzuführen und Schülern durch gezwungene Lehrpläne Zeit zu rauben, sollte man sich auf Kernkompetenzen konzentrieren: Mathematik, Lesen und Musik würden als zentrale Bildungsbereiche unterrichtet. Mathematik gewährt Konkurrenzfähigkeit auf einem internationalen Bildungsmarkt, der auf mathematisches Problemlösen fokussiert. Besonders Mathematik und die Kenntnis eines Instruments führen zur Erhöhung der generellen Intelligenz und bereiten damit den Schüler generell auf alle anderen Bereiche vor. Lesen ist die Schlüsselfähigkeit, um sich Wissen erschließen zu können.
  2. Mit der Reduzierung der Fächervielfalt auf Kernkompetenzen und der Sicherung einer Grundausbildung gewinnt man viel Freiheit. Vielleicht können wir davon ausgehen, dass mit der gewonnen Freiheit (ohne den Anspruch zu verlieren) alle anderen Bildungsbereiche angegangen werden können und zwar unter Einbeziehung des Schülers. Wir brauchen daher keine 20 Fächer, die sich in starren Bildungsplänen verankern. Wir brauchen keine Bildungspläne, die besagen, dass Schüler wissen müssen, dass Pluto kein Planet ist, dass sich die Erde um die Sonne dreht, dass es Evolution gibt, wie man ein Steak brät, einen Foxtrott tanzt, wie man die Steuererklärung des Jahres 2020 macht, wie man sich als 16-Jähriger bewirbt etc. Mit einer grundlegenden Ausbildung und der gewonnen Freiheit werden sich Menschen mit Bildungsanspruch diese Fähigkeiten selbst aneignen und auch zum Beispiel das Primat der Evolutionstheorie vor dem Kreationismus erkennen. Ideologische Impfungen sind ohnehin nicht zielführend, sondern führen nur zu oberflächlich erworbenen Wissen. Auch konkrete Aufgaben wie Kochen sollte ein gebildeter Mensch eigenständig erwerben können.
  3. Bildung zielt auf Selbstbildung.
  4. Die freie Bildung sollte demgegenüber vermitteln, dass Schule nicht etwa darin besteht, Überlegenheit in der eigenen individuellen Biografie zu erreichen, sondern den Grundstein für die Charakterbildung in einer gemeinsamen Gesellschaft zu legen. Schule sollte daher gemeinsame Lernprojekte vorantreiben.
  5. Die Frage hierbei stellt sich wie mit Kindern umzugehen wäre, deren Elternhaus den freien Bildungs-Anspruch nicht umsetzen können.  Generell werden mehr Ressourcen in der Schülerbetreuung benötigt, um sie bei der Erarbeitung von freier Bildung zu unterstützen. Die Konzentration auf Kernkompetenzen bedeutet ja nicht, dass wir Fächer wie Literatur, Chemie, Physik und Geografie absetzen. Eher gibt es individuelle Bildungsprojekte, die sich Schüler anerkennen lassen können. Ich glaube, dass Schüler die Shakespeare aufführen, mehr über Shakespeare lernen können, als wenn sie diesen im Unterricht abhandeln.
  6. Eltern bekommen die Möglichkeit ihre Kinder frei zu unterrichten, wenn sie nachweisen können, dass sie bestimmte Bildungsstandards erfüllen. Es macht allerdings auch die Einbeziehung von sozial benachteiligen Schülern nötig.
  7. Generell wird Bildung freier ohne den Stillstand hervorgerufen durch eine Revolution zu riskieren. Um diese Freiheit zu unterstützen werden Noten gänzlich abgeschafft. Es gibt viele Tests, aber ohne Benotung.
  8. Für Universitäten mag ähnliches gelten: Universität bieten nicht mehr starre Studiengänge an, sondern erlauben Abschlüsse durch Beratung mit Studienämtern individuell zu bauen. Ich erinnere mich, dass ich bei einem abgeschlossenen Studiengang für ein Zweitstudium Kurse nochmals belegen musste. Das ist Unfug. Das Argument der Administration damals: Ansonsten könnte ich ja ganz einfach einen zweiten Abschluss bekommen. Ja genau, was ist daran schlimm, wenn ich es schon kann? Ein Mathematiker kann doch so vielleicht auch schneller zum Statistiker graduieren. Ein Statistiker könnte sich schneller in Psychologie einarbeiten etc. Generell brauchen wir für mehr Freiheit mehr Flexibilität.
  9. Zur Zeit der Corona-Krise würde sich eine schnelle Reaktion anbieten. Der Staat könnte Universitäten in dem Sinne restrukturieren, dass Teilnehmer Kurzzertifikate erwerben könnten. Es wäre doch gut, wenn man nach 6 Wochen Quarantäne, die Welt mit neuen Programmierkenntnissen betreten könnte. Flexibilität in der Bildung bedeutet daher, dass wir nicht mehr nur starre Abschlüsse haben, sondern Abschlüsse flexibel bauen könnten. Hierfür müsste es Institutionen geben, die Bildung in verschiedenen Bereichen abnehmen und anerkennen können.
  10. Generell schaffen wir es bei marktgerechter Bildung allgemeine Bildung weiterauszuleuchten. Dabei geht es jedoch nicht darum, dass wir immer nur einfach formulieren, dass wir Philosophie, Literatur usw. brauchen, weil sonst unsere Gesellschaft zusammenbrechen würde. In der Philosophie ist die Frage nach dem Sinn der Philosophie Teil der Philosophie und nicht selbstverständlich mit ja zu beantworten. Ich persönlich glaube nicht daran, dass man Philosophie unterrichten kann, wenn der Student sie nicht freiwillig erwerben kann. Daher gehöre ich auch nicht zu den Leuten, die Philosophie auf den Lehrplan zwingen müssen. Philosophie ist ein Angebot der Freiheit.

Probleme zu Visionen des Lernens: Nun habe ich meine Vision doch schon etwas ausgeleuchtet. Ich will damit keineswegs Lehrern, die näher an den Problem dran sind in die Parade fahren. Ich persönlich kenne viele sehr gute Lehrer, die vor allem aufgrund von Zeitmangel ihre hervorragenden Ideen nicht umsetzen können. Eine grundlegende Reform in der Bildung wäre wahrscheinlich sehr einfach, indem wir mehr Lehrer anstellen, Klassengrößen reduzieren und Lehrer weniger Stunden die Woche unterrichten lassen. Es gibt viele Probleme bei Visionen und Revolutionen, deswegen möchte ich auch kurz 10 Thesen zu weiteren Problemen darstellen.

  1. Revolutionen riskieren temporären Stillstand und bedingen unter Umständen dramatische Fehlschläge. Es besteht die Gefahr, dass sich während der revolutionären Umbrüche Entwicklungsfenster bei Heranwachsenden schließen. Eine Revolution verursacht Kosten. Die Fehlbildung einer Alterskohorte kann wirtschaftliche Schäden anrichten, die nicht mehr zu kompensieren sind. Der Narrativ bestehende Strukturen zu zerbrechen, vergisst, dass wir vielleicht mehr zu verlieren haben als nur „unsere Ketten“. Man muss sich daher auch immer fragen, inwiefern Machtstrukturen mit Revolutionsrufen verbunden sind.
  2. Der ökonomische Ausbildungsdruck auf Universitäten und Schulen ist immens. Unter diesen Einflüssen fragen wir uns vor allem, ob wir im Vergleich zu asiatischen Staaten wettbewerbsfähig sind. Das alltagsmathematische Verständnis hat sich in Deutschland nicht verschlechtert, aber die asiatischen Staaten haben uns abgehängt (https://splitter1.wordpress.com/2018/03/16/bildung-intelligenz-weltspitze-7/). Die Frage ist, ob Deutschland oder Österreich asiatische Staaten hinsichtlich ihrer Ausbildung kopieren wollen. Wie bereits erwähnt ist meine Kernthese hierzu, dass wir uns zukünftig auf die lern-intensiven Fächer konzentrieren müssen. Meiner Ansicht sollten wir uns auf Musik und Mathematik konzentrieren, während alle anderen Fächer bildungsfrei angegangen werden können. In diesem Sinne geht es zunächst nur um eine halbe Revolution, wobei Kernkompetenzen, die zur Förderung der generellen Intelligenz beitragen erhalten. 
  3.  Oftmals stellen wir Forderungen nach freier Bildung, die vor allem Spaß macht. Der Bespaßungsdruck breitet sich in einer Gesellschaft, die die Kreativindustrie forciert, auch auf das Lernen aus. Bildung müsse demnach verlässlich deinsitutionalisiert werden, weil Schüler vor allem in der Freiheit Spaß hätten.
  4. Die Gefahr beim deinstitutionalisierten Lernen besteht darin, dass „Bildungsunterschichten“ dadurch gänzlich die Möglichkeit der Inklusion verlieren. In einer diversen Gesellschaft können wir vielleicht nicht auf die Eigenleistung der Marktteilnehmer vertrauen. Besonders sozial benachteiligte Schichten mögen vom freien Lernen weiter ins Abseits gedrängt werden.
  5. Generell fragt sich, wie Bildung in Bezug auf die komplexe Sozialstruktur von immer arbeitsteiligeren Gesellschaften, die damit immer stärkere, soziale Unterschiede hervorbringen, strukturiert werden kann.
  6. Das Ideal ist eine Bildung, die die individuellen Bedürfnisse der Lernenden berücksichtigt, aber gleichzeitig den Ansprüchen des Marktes als Ausbildung gerecht wird. Es ist jedoch nicht notwendig so, dass Bildung marktgerecht ist. Der ewige Einwand der Geisteswissenschaftler, dass umfassende Bildung für eine Gesellschaft auch marktechnisch wichtig sei, bleibt undurchsichtig und ist womöglich gar falsch.
  7. Sollte es tatsächlich eine Revolution in der künstlichen Intelligenz geben, ist die Bildung für unsere generelle Intelligenz unnötig und müsste generell als Bestandteil durch eine Menschenbildung ersetzt werden. Hier aber würde sich der Sinn der Bildung im Ganzen stellen. Womöglich wäre Bildung dann nur noch ethische und ästhetische Bildung, was allerdings in pluralistischen Staaten ebenso problematisch wäre. Welches elitäre Modell können wir denn vor allen Staatsteilnehmern rechtfertigen? Momentan fragen wir uns wie wir marktgerechte Bildung mit ethischem und ästhetischem Bildungsanspruch vereinen. Meine These dazu ist, dass diese unvereinbar sind und Bildung generell nicht insitutionalisiert werden sollte.
  8. Bei konkreten Lernstrategien stellt sich die Frage der Messbarkeit. Gerade bei komplexen Fähigkeiten wie zum Beispiel dem Spracherwerb ist die Beobachtung der eingesetzen Methode bis zum gewünschten Erfolg praktisch kaum durchführbar. Man müsste 2 Gruppen, die unterschiedlichen Methoden anwenden, über Jahre hinaus beobachten und gleichzeitig dürften die Teilnehmer ihre Methoden nicht verändern. Es ist daher sehr schwer beobachtbar, welche Methodik am Ende den gewünschten, umfassenden Erfolg bringt. Erfolg ist der Erwerb einer komplexen Fähigkeit und nicht das Lösen von Grammatikaufgaben und Rechentürmchen. Dies hat zur Konsequenz, dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, welche Modelle wir im Schulalltag einsetzen wollen.
  9. Der Einsatz von neuen Online-Lösungen täuscht über den Wert des gemeinschaftsbasierten Lernens hinweg, eine Gemeinschaft in der sich verschiedene Sozialklassen arangieren müssen.
  10. Innovationen im Bereich des Lernens können nicht linear gedacht werden. Das Problem liegt darin, dass auf der einen Seite es sehr wahrscheinlich ist, dass die Dinge so bleiben wie sie sind. Auf der anderen Seite ist es ebenso wahrscheinlich, dass es plötzliche Erruptionen gibt, die unsere Welt gänzlich verändern und unser Bildungssystem umkrempeln. Wie will man also zuverlässig Bildung der Zukunft denken? Das Schlagwort Online-Lernen bringt uns nicht wirklich weiter. Im Gegensatz sehe ich neue Probleme mit dem Online-lernen.

Thesen zum Onlinelernen: Ich glaube wir sollten Online-Lernen anerkennen, allerdings zeigen sich hier bereits einige Probleme, die ich auch andiskutieren möchte:

  1. Der Einsatz von Online-Unterricht wird zu einer Amazonisierung des Lernens führen. Da im Internet das Prinzip herrscht, dass der Gewinner alles beherrscht (winner takes it all), steuern wir auf die Existenz einer großen Online-Universität zu. Wie wird uns ein Harvard des Internets weiter verändern?
  2. Online Bildung wird den Prozess der Bildung anonymer machen. Die damit erreichte Gleichheit wird die individuellen Eigenschaften der Teilnehmer nivellieren (das meine ich auch im negativen Sinn)
  3. Teilhabe ist zwar unabhängig vom Ort aber abhängig von weiteren Bildungsressourcen. Wer technisch gut ausgestattet ist, hat sogleich Vorteile. Aber auch die unsichtbare Konkurrenz wird zu noch höherem Individualdruck beim Lernen führen, ohne diesen sozial im Miteinander mit Mitschülern ausgleichen zu können.
  4. Mit der Online-Bildung wird weiterhin sichtbar werden, wie wir als Mienen der Kreativität ausgebeutet werden. Mit der Dezentralisierung der Universität wird unsere Aufmerksamkeit und Kreativität zu jedem Moment gefordert sein, vor allem weil der unsichtbare Konkurrent nicht schläft. Unsere Aufmerksamkeit ist eine ausbeutbare Ressource, Freizeit und Ferien werden unter Ausbildungsdruck weiter in ihrem Wert reduziert werden.
  5. Wir werden noch effektiver ausgebeutet werden. Nun gelten wir als Bildungskonsumenten, die statistisch die Grundbausteine einer neuen Internetindustrie bilden.
  6. Mit der massiven Beteiligugn von anonymen Konkurrenten wird der Ausbildungsprozess noch stärker mechanisiert werden. Selektion der Besten ist im Online-Geschäft einfacher.
  7. Mit der neuen Marktmacht werden die führenden Online-Universitäten die Legitimationsmacht für Forschung haben. Dies macht Forschung noch einfacher politisierbar und als Machtinstrument einsetzbar. Studenten werden sich nicht mehr im öffentlichen Raum als physische Körper wehren können.
  8. Eine Misskonzeption ist, dass Institutionen für Bildung da sind, während man den versteckten Lehrplan der Angleichung übersieht. Online Universitäten werden diese versteckte Unterdrückung noch akkurater und subtiler durchführen können, vor allem durch die produktive Einbeziehung der Konsumenten. Der Konsument wird sich durch seinen reflexartigen Ausbildungshunger selbstständig unterdrücken.
  9. Online-Unterricht wird den Professor ebenso exponierter und angreifbarer machen. Dadurch wird die Beziehung zu den Studenten und Bildung mechanisiert.
  10. Online Bildung wird uns weiter entkörpern. Wenn die wirkliche Welt nicht mehr die wirkliche Welt ist, sondern wir uns permanent selbst von uns abspalten, um Onlinezertifikate zu sammeln und eine andere Existenz aufbauen, so wird dies Effekte auf unsere Körperwahrnehmung haben. Wir werden noch weniger wir selbst sein und noch mehr als soziale Rüstung (Zertifikate, Zeugnisse, etc.) leben.
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Warum hat Metalernen mit Selbstüberschätzung zu tun? Von Menschen, die Schachweltmeister in einem Monat schlagen wollen – Analyse von Metalernverfahren Teil 2/4

Im ersten Teil zur Frage des Metalernens habe ich erklärt, warum das Pareto-Prinzip beim Erlernen komplexer Fähigkeiten nicht funktioniert. Wir wissen im Vorfeld nicht, was später für die zu erlernende Fähigkeit wichtig ist. Warum aber sind dann Menschen wie Josh Kaufmann mit ihrer Idee, etwas in 24 Stunden zu lernen, so erfolgreich auf Youtube?

Ist Metalernen Motivationsgeschwafel für Teenager?

Der ganze Talk von Kaufman erinnert an den unendlich überpowerten Superhelden aus dem Anime One Punch Man. Hier geht es um Saitama, der jedes Monster mit nur einem Schlag vernichten kann. Die Serie parodiert damit die Shonen-Animes, wo Superhelden von Staffel zu Staffel stärker werden, während sie die Jungen Teenager mit vielen Staffeln bis ins Erwachsenenalter begleiten bzw. verfolgen. Der sogenannte Growing-a-Beard-Anime spielt alle Allmachtsphantasien der Jugendlichen durch. Später ersetzen wir diese Allmachtsphantasien mit der Idee, dass wir alles lernen können.

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Metalernen, Pareto-Prinzip und 10.000 Stunden-Regel – Alles Unfug, was hilft wirklich beim Lernen? Teil 1/4

In diesem Artikel geht es um die oftmals vergebliche Mühe, das eigene Lernen zu beschleunigen. Zwar ist es nicht falsch, seine Lernmethoden zu überdenken, am Ende aber bedeutet es häufig Proskrastination. Die Frage ist also, inwieweit sogenanntes Meta-Lernen sinnvoll ist. Zunächst ist es daher wichtig, sich klar zu machen, dass die meisten Ratschläge dabei nutzlos sind. Hierzu werde ich zunächst das Pareto-Prinzip diskutieren, dann die 10.000 Stunden-Regel erörtern. Beide werden sich als unzuausreichend erweisen, um für das Lernen praktikabel zu sein. Dieses liegt daran, dass wir uns schnell im Lernen überschätzen, aber komplexe Fähigkeiten wesentlich mehr Zeit benötigen. Statt also diese Einsichten weiterzugeben, hat sich um das Lernen eine Motivationstheorie gebildet, die ich im Anschluss diskutieren möchte. Motivationstrainer in diesem Bereich nutzen hierbei psychologische Schwächen aus, um Geld zu verdienen. Zwar gibt es kein einheitliches Prinzip, wie wir einen bestimmten Inhalt schneller und erfolgreicher lernen, dennoch werde ich am Ende diskutieren, inwiefern allgemeine Arbeitsmoral und eine Geberattitüde unseren Erfolg beeinflussen.
Der Artikel hat vier Teile, die ich nach und nach hochlade. Wer lieber das Video zum Artikel schauen will:

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Tim Ferriss „The 4 hour Chef“ und Metalernen – eine Methode, um alles zu lernen?

Weisheit so einfach wie eine Spritze

In Tim Ferriss‘ Buch The 4 hour Chef geht es um das sogenannte Metalernen. Metalernen ist das häufig geforderte Lernen des Lernens. Angeblich würden Lehrer versäumen uns dieses in der Schule beizubringen. Was ist also dran am Metalernen? Und warum lehren wir es nicht an Schulen?

Tim Ferriss hat die Methode des Metalernen erfolgreich vermarktet. Allein der Trailer zu seinem Buch hat 1,3 Millionen Klicks auf Youtube.

Worum geht es in dem Buch?

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Ist Schnelllesen Betrug? Beitrag zur Kritik an der Weiterbildungsbranche.

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Jenseits des Bildungswettbewerbs heißt es noch Bücher zu lesen

Einleitung 

In diesem Artikel geht es mir um die Frage nach dem wirklichen Schnelllesen. Ich glaube, dass es dieses Schnelllesen gibt, allerdings nicht in dem Umfang wie es uns die private Bildungsindustrie verspricht. Um diese These zu untermauern werde ich mich zunächst mit den historischen Hintergründen des privaten Bildungsmarktes auseinandersetzen. Die private Bildungsindustrie wird vor allem durch Profitinteressen von einzelnen Motivationscoaches korrumpiert. Diese fluten den Markt mit pseudowissenschaftlichen Ideen, die keine Grundlage haben. Womöglich glauben die selbsternannten Gurus diese Theorien selbst, sie verführen damit nicht ihre Kunden, sondern auch sich selbst. Nach der Darstellung der dubiosen Motivations- und Bildungsbranche werde ich mich mit dem wirklich Genialischen auseinandersetzen. Es gibt tatsächlich Schnellleser. Die Frage ist allerdings, ob jeder diese Fähigkeit des Schnelllesens erlernen kann. Ich werde hier zunächst verschiedene Ansätze zum Schnellleseerwerb vorstellen und ihre Ansätze als falsch herausstellen. Selbst Tim Ferriss folgt einem dieser Ansätze. Die Widerlegung dieser Ansätze bedeutet jedoch nicht, dass Schnelllesen prinzipiell nicht erlernt werden kann. Aus diesem Grund werde ich die relativ dünne Forschungslage besprechen. Es gibt hier einige verlässliche Untersuchungen, wobei diese im Resultat nicht unbedingt so spektakulär sind wie uns absurde Techniken oftmals vorgaukeln. Abschließend werde ich herausstellen, dass Schnelllesen in unserer Gesellschaft womöglich keine Bedeutung mehr hat. Eher kommt es darauf an, wie wir uns mit Büchern überhaupt auseinandersetzen. Ich werde daher auch ein paar interessante Links zum Lesen und dessen Bedeutung am Ende einfügen.

Was sind dubiose Lerntheorien am Bildungsmarkt?

Mit den Anfängen der privaten Bildungsmaschinerie in den 90ern glaubte man, dass Informationen vor allem schnell aufgenommen werden müssen. Einzelne Savants wie Kim Peak, die tatsächlich derart schnell Informationen lesen und verarbeiten konnten, begründeten die Hoffnung, dass wir geniale Fähigkeiten in uns entdecken können. Hiermit begann auch der Trend zur Schnelllese-Abzocke. Zuvor hatten bereits selbsternannte Bildungs- und Mentalstrategen neuro-linguistisches Programmieren, Hypnotherapie, Suggestopädie oder aus der amerikanischen Neugeist-Bewegung entsprungenes positives Denken propagiert. Die neuen Strategien, die sich aus dem Erfolg der empirischen Wissenschaften begründen sollten, wollte man nun auch in der privaten Weiterbildungsbranche einsetzten. Murphy als Großvater dieser Bewegung setzte auf „wissenschaftliche Gebete“, womit man das gesamte Leben in eine positive Richtung lenken sollte. Man ersetzte Religion mit Persönlichkeitsentwicklung. Weiterlesen

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Den Blutdruck senken durch Self-Tracking und Herzratenvariabilitätstraining? Warum es wichtig ist, sich selbst zu vermessen

Medical diagnosis for the student and practitioner (1922) (14784502255)

Neues Technologien von vor 100 Jahren

Bluthochdruck ist Todesursache Nummer 1, da er hunderttausendfach zu Herzinfarkt, Hirnschlag und Nierenversagen führt (WELT). Demnach sterben in Deutschland mehr als 140.000 Menschen jährlich an Bluthochdruck. Auch in meiner Familie gibt es eine Geschichte von zu hohem Bluthochdruck. Manchmal ist es sogar schwer, diesen mit Medikamenten zu kontrollieren. Gleichzeitig stellt sich bei uns wie auch bei vielen die Frage, ob man Blutdrucksenkung natürlich erreichen kann, da die hochkonzentrierten Wirkstoffe von Tabletten auch mit Nebenwirkungen einhergehen. Hierbei ist klar, es geht um den Lebenswandel. Im folgenden findet sich daher eine allgemeine Tabelle, die die verschiedenen Möglichkeiten den Blutdruck zu senken, betrachtet: Weiterlesen

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Gibt es freies Lernen? Und warum lernen wir in unserer Freizeit so wenig?

Applaus von Evan-Amos (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Einleitung: In diesem Artikel will ich indirekt die Frage nach dem freien Lernen stellen. Können wir frei lernen oder braucht es doch irgendwo Zwang und Autorität? Ich habe hier keine eindeutigen Antworten, sondern nur ein paar Überlegungen. Es handelt sich daher um ein reflektierendes Essay.

Für das freie Lernen spricht, dass wir nun eine Internetgemeinschaft haben, wo sich Menschen gegenseitig sehr viele Dinge beibringen. Aber kann diese Internetgemeinschaft die Zukunft sein? Was lernen wir denn im Internet? Memeswars, Shitstorms und kollektive Erregung? Wie schnell applaudieren wir dabei Müll? Es heißt: „Kein Applaus für Scheiße“, aber belohnt kollektive Begeisterung nicht gerade den Durchschnitt? Weiterlesen

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Herzratenvariabilität und Feedback – Ein Erfahrungsbericht mit EmWave von Heartmath

Beispielbild einer Herzratenvariabilitätsmessung

Was ist Herzratenvaribilität?

Unser Herz hat zwar einen gleichmäßigen Puls, das heißt aber nicht, dass das Herz in der Minute gleichmäßig wie ein Uhrwerk schlägt. Tatsächlich beschleunigt sich der Puls, wenn wir einatmen und verlangsamt sich jedesmal, wenn wir ausatmen. Diese Variabilität ist normal und kann selbst regelmäßig oder unregelmäßig sein. Weiterlesen

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Was ist der wirkliche Sinn von Meditation? Meditation und Metaphysik

Über den Wirkungsgrad von Meditationen wissen wir wenig. Generell aber wird er wohl überschätzt. Viele angenommene, positive Wirkungen konnten bisher nicht bestätigt werden, wie ich ja bereits im vorherigen Artikel diskutiert habe.

Schlaf und Autogenes Training – Worum geht es beim Autogenen Training wirklich?

Es ist leider so, dass wir uns in unserem Leben einfache Lösungen erhoffen, wir uns jedoch womöglich damit abfinden müssen, dass es keine Wundermittel gibt. Diese Einsicht ist schwer, denn wir romantisieren die Einfachheit. Vor allem bewirkt sie dass viele unserer vertrauten Lösungsmechanismen womöglich irrelevant sind. Deswegen möchte ich in diesem Artikel den tatsächlichen Sinn von Meditation und ihre Nähe zur Religion ausleuchten. Dabei will ich keinen institutionellen Religionsbegriff bemühen, sondern Religion als Frage nach etwas verstehen, dass über unsere bloße physische Konstitution hinausgeht. Leider muss ich hierfür auch klären, wie ich Religion überhaupt verstehe und was hier Wissenschaftlichkeit bedeutet um dann ihren Sinn in Meditation und zum Beispiel Autogenem Training zeigen zu können. Oftmals wird ja die Frage nach Gott als unwissenschaftlich herausgestellt. Das ist allerdings falsch. Sie kann nur nicht empirisch gestellt werden. Weiterlesen

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Schlaf und Autogenes Training – Worum geht es beim Autogenen Training wirklich?

Warum schreibe ich wieder über Autogenes Training? Als lebenslanger Schlafloser schlafwandle ich in Bezug auf die Frage nach der richtigen Therapieform. Es gibt keine Wunderpille. So erklärt auch Dr. Matthew Walker (Professor der Neurowissenschaft und Psychologie Berkeley) in einem Interview von Dr. Rhonda Patrick, dass Schlafstörungen nicht mehr vorrangig durch Schlafmedikamentation behandelt werden. Das sogenannte First-Line-Treatment sei nicht mehr empfehlenswert, weil Schlafmedikamentation die natürliche Funktionsweise des Gehirns zu stark beeinflusse. Zwar knocken sie dich aus, aber so fühlt es sich am Ende auch an.

Stattdessen greife auch Walker auf Verhaltenstherapien zurück. Bei dem 2-stündigem Interview ist mir nun aufgefallen, dass auch Entspannungstechniken tatsächlich sehr wenig Beachtung innerhalb der Schlaftherapie finden. Erst Alexander Eckert hat mich in einer Email darauf hingewiesen, dass Entspannungstechniken zum Schlafen beitragen können. Dabei erscheint es logisch, Entspannung muss einsetzen bevor wir schlafen. Wenn wir also Entspannung lernen können, können wir dann auch Schlafen lernen? Weiterlesen



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